Bin ich Hochsensibel? Mach den Test.
Hochsensibiliät ist keine Diagnose, sondern ein Wesenszug. Die hier abgedruckten Fragen nach Elaine Aaron stellen lediglich eine Orientierungshilfe dar für Ihre Selbsteinschätzung. Ein Gespräch mit einer Fachperson kann Ihnen helfen eine eindeutige Einschätzung vorzunehmen
- Die Stimmungen anderer Menschen beeinflussen mich
- In Beziehungen habe ich die Tendenz, mich den Anderen stärker verbunden zu fühlen, als sie sich mir
- An Tagen, an denen viel los ist, beobachte ich an mir das Bedürfnis, mich zurückzuziehen – ins Bett, einen abgedunkelten Raum oder irgend einen Platz, an dem ich für mich sein kann und gegen Außeneinflüsse abgeschirmt bin
- Ich bin vermutlich schmerzempfindlich
- Helles Licht, starke Gerüche, kratzige Stoffe oder Sirenengeheul in der Nähe beeinträchtigen mein Wohl- befinden
- Ich habe ein reiches, vielschichtiges Innenleben
- Ich bin ein guter Zuhörer. Menschen kommen mit ihren Problemen zu mir
- Ich bin gewissenhaft
- Wenn ich in kurzer Zeit viel zu erledigen habe, werde ich fahrig
- Kunst, Musik und Naturerlebnisse können mich tief bewegen
- Laute Geräusche finde ich unangenehm
- Ich erschrecke leicht
- Ich bemühe mich keine sehr aufregenden oder überfordernden Situationen zu erleben
- Wenn um mich herum viel los ist reagiere ich schnell gereizt
- Veränderungen in meinem Leben bringen mich durcheinander
- Starker Hunger wirkt sich bei mir auf meine Laune und meine Konzentration aus.
- Ich bemerke und genieße feine und angenehme Gerüche, Geschmacksrichtungen, Musik, und Kunstgegenstände.
- Ich nehme Witze oft für bare Münze und scheine in solchen Dingen naiv zu sein
- Ich nehme scheinbar viel mehr Feinheiten wahr als andere
- Manchmal habe ich einen Weltschmerz. Alltäglichkeiten können mich traurig stimmen
- Ich möchte nichts vergessen und keine Fehler machen
- Wettbewerbssituationen, oder Beobachtetwerden macht mich unruhig. Meine Leistung ist schlechter als normal.
- Als Kind habe ich für meine Eltern oder Lehrer sicher scheu und unsicher gewirkt.
- Meine Träume sind oft bunt und intensiv und begleiten mich noch lange durch den Tag.
- Meine Träume bedeuten mir etwas
- Ich mag Harmonie sehr. Aus Konfliktsituationen ziehe ich mich lieber zurück.
- Es regt mich auf, wenn um mich viel Trubel und Bewegung ist.
- Wenn ich gleichzeitig verschiedene Dinge tun soll, macht mich das sehr nervös.
Wenn sie 14 oder mehr Fragen mit „ja“ beantwortet haben, sind Sie möglicherweise hochsensibel.
Aber auch weniger “ja-Antworten“ können schon reichen, um Ihnen ein Hinweis auf Ihre mögliche Hochsensibilität zu geben. Wenn sie diese Eigenschaften besonders stark bei sich erleben.
Obwohl es so viele hochsensible Männer wie Frauen gibt, antworten Männer tendentiell seltener mit „ja“.
Zu laut, zu bunt, zu viel? Überlebensstrategien für das Großraumbüro
Arbeiten im Großraumbüro
2 Telefone klingeln. Die Kollegen, die zur Gremienbesprechung müssen laufen an mir vorbei, Die Tür geht auf. 2 Menschen kommen herein und diskutieren heftig. Meine anderen Kollegen tippen in ihren Computern rum, telefonieren, tragen Unterlagen hin und her, stehen auf, setzen sich wieder, ziehen Schubläden auf und zu. Ab und an kommt jemand bei mir vorbei, weil er etwas braucht. Mir werden saure Drops angeboten. Der Chef ruft mich. Ich soll kurz etwas abklären mit ihm. Am anderen Ende des Raumes führt mein Kollege ein lautes Gespräch in Englisch – die Telefonverbindung nach China ist heute schlecht. Die Kollegin am Nachbartisch hat sich ein Duftbäumchen aufgehängt. Es soll die guten Geister wachhalten und schlechte Stimmung aufhellen. Mein Kalender schickt mir die Erinnerung an den Termin in der Nachbarabteilung. Er findet in 15 Minuten statt. Eine E-Mail mit 3 roten Ausrufezeichen kommt rein und will sofort beantwortet werden. Dabei bastle ich seit 10 Minuten sehr angestrengt an der Formulierung der Mail, die auf keinen Fall eine etwas angespannte Stimmung zwischen mir und meinem Gesprächspartner noch verschlechtern darf. Mein privates Handy summt und summt. Ich sehe, dass es mein Sohn ist. Er braucht sicher prompte Unterstützung. Ein Anruf um diese Zeit ist total unüblich. Vor den großen Fenstern ziehen dicke Wolken vorbei. Im nächsten Moment pladdert heftiger Regen gegen die Scheiben. Der ganze Raum ist ein bisschen betäubt von dem Lärm. Mir kracht der Magen. Ich hatte noch keine Zeit etwas zu essen heute. Vielleicht schaffe ich es wenigstens auf dem Weg in die Besprechung einen Capuccino aus dem Automaten zu ziehen. Plötzlich kreischen zwei Kolleginnen im Büro vorne auf. Sie haben an einem Wettbewerb teilgenommen und eben erfahren, dass sie den 2.Preis gewonnen haben. Ein Kollege schlägt mir im Vorbeigehen freundlich auf die Schulter. ´Lange nicht gesehen´ stellt er fest. Als ich unterwegs bin in das Nachbarbüro zur Besprechung habe ich das Gefühl, dass in meinem Kopf ein Schwarm Hornissen brummt. Kein einziger Gedanke lässt sich wirklich fassen. Permanent taucht ein neuer auf, ein anderer verschwindet. Mir fällt ein, das ich heute Nachmittag noch den Anruf beim Notar erledigen muss, dass ich später noch an die Erledigung für meine Schwester denken muss. Ich frage mich, ob ich die Unterlagen dabei habe, die gleich in der Besprechung wichtig sein werden, ich grüße einen passierenden Kollegen auf dem Gang usw.
Am Abend bin ich „durch“. Ganz und gar. Meine Augen flackern, der Atem geht flach und hektisch, in meinem Kopf wuselt es. Im Auto habe ich keine Geduld für chaotische Verkehrsverhältnisse und hupe unentschlossene Autofahrer an. Ich fummle gleichzeitig einen Bonbon aus einem Papier, drehe das Radio leiser, lese eine SMS und bewege mich im nervigen stop and go auf die Ampel zu. Ich selbst merke, dass das kein Zustand ist. Wenn ich jetzt zu Hause aufmerksam und liebevoll sein soll, werde ich absolut versagen. Das kann ich vorhersehen. Meine Nerven sind am zerreißen. Was jetzt herrlich wäre: ein Schwimmbad – ganz für mich allein. Rein in das warme Wasser und untertauchen. Einen kräftigen Schwimmzug und dann wie eine Robbe durch das stille, umhüllende weite Blau gleiten. Ohne Atem holen zu müssen, ohne weitere Aufforderungen an mich. Einfach nur sein und sein und sein. Und mich spüren. Balsam für meine Nerven.
Unkontrollierbare Reizflut
Die Vielfalt der Umgebungsimpulse in einem Großraumbüro ist für einen Hochsensiblen schwer zu verkraften. „Erhöhte Ansprechbarkeit auf Umweltreize“ nennt das die Fachwelt. Mit dieser Ausstattung wird das Gehirn des Hochsensiblen häufiger und intensiver als bei Normalsensiblen damit beschäftigt, neue Informationen zu verarbeiten – zusätzlich zum eigenen Fokus, den er halten will. Das ist - gelinde gesagt - eine permanente Überforderung.
Überlastung und die Konsequenzen
Konzentration, Anspannung, Aufmerksamkeit und Handlungsplanung bzw. -ausführung. Hier muss ein Hochsensibler sehr rücksichtsvoll mit sich selbst werden und nach klugen Ausgleichsmethoden suchen. Sonst könnten sich früher oder später Symptome aus dem Burnoutspektrum einstellen: Unlust an dem Job, Rückzugswunsch, Schlafprobleme, Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Unkonzentriertheit, Depression etc.
Erste Auswege
Ruhiges und entspannendes Ausgleichsverhalten besänftigt das Nervenkostüm. Ruhiger Sport am Abend (kein Wettkampf mit viel Ehrgeiz) , Bildschirm ausschalten in den letzten zwei Stunden vor dem Schlafen. Häufige kleine „Nervenpausen“ wie „ins Grüne schauen und dabei Eindrücke genießen“ können guttun. Gesunde Ernährung und genussvolles Essen wirken auf den Vagus-Nerv – den beruhigenden Teil unseres Nervensystems. Deutliche Körperwahrnehmung und bewusstes Atmen sind starke Regulationsmechanismen. Wer schon tiefer eingestiegen ist in die Suche nach Bewältigungsstrategien, macht vielleicht schon Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen.
Die große Lösung
Wer seine persönliche Veranlagung zu verstärkter Reizaufnahme ernst nehmen will, sollte sich Hilfe holen von einer Fachperson. Ein Plan muss her, der hilft auszudünnen, zu priorisieren und zu konzentrieren. Um an anderer Stelle Zeit und Raum zu gewinnen. Für sich und die Herzensangelegenheiten. Das geht selten allein in strukturierter Projektarbeit. Sondern besser mit professioneller Begleitung. Um die eigenen Anliegen tief betrachten zu können. Die eigenen Werte wollen gründlich definiert werden, und die Lebensvision in den Blick genommen. Daraus kann existentieller Raum und existentielle Zeit entstehen – für sich selbst im Hier und Jetzt und die Ausgestaltung des eigenen Lebens.
Die Führungstools der Zukunft – komplexes Denken gepaart mit großer Empathie
Weicheier im Business
Hochsensible sind die Weicheier unserer Gesellschaft. Alles zu laut, alles zu viel, alles zu gleichzeitig, alles zu schnell.
Stimmt. Für deren stark ausgeprägte Reizwahrnehmung kann zum Beispiel ein Zweier-Gespräch auf dem belebten Pausenhof echt auszehrend werden. Nicht nur, dass sie die Menge und Gleichzeitigkeit der dauernd ankommenden Reize schwer verkraften. Sie tragen alles auch noch viel länger mit sich rum. Können nachts nicht schlafen, denken noch Tage lang über einen Konflikt nach. Kaffee macht sie nervös, die Party halten sie nervlich nicht durch, der Wandstrahler ist ihnen zu hell. Irgendwann gehen sie zu einem Berater, weil ihnen alles zu viel wird. Himmel – wie kompliziert?!
Mit solcher Veranlagung ausgestattet kann man sich leicht als Mimose fühlen und nach und nach zum lonly wolf werden.
Ausgestattet mit dem Future Mind
Aber wer sonst hat so einen ausgeprägten Riecher für die Chancen und Risiken einer neuartigen Situation? Wie sieht es aus mit der Belastbarkeit von Entscheidungen, die – einmal gründlich getroffen – unvergleichliche Ausstrahlung von Stimmigkeit haben? Wie steht es um das Gespür für die Wechselwirkungen der Dinge und das Wesentliche in der Welt? Da macht den Hochsensiblen keiner was vor. In ihnen liegt das Potential wirkliche Entwicklung voranzutreiben. Sie haben den Future Mind. Sie verstehen es, Menschen in deren echtem Potential wahrzunehmen und sie zu fördern. Ihre vernetzte Wahrnehmung erfasst unvergleichbar die zentralen Komponenten einer Situation. Sie strecken sich nach dem Sinnhaften und können Wege gehen für die Erfüllung einer Vision. Die Hochsensiblen sind dafür ausgestattet die Pacemaker für wesentlichen Wandel in Teams, Organisationen, in der Gesellschaft zu sein.
Führungskräfte der Zukunft
Heute spielen im Job viele mit dem Gedanken an ein Sabbatical oder einen Wechsel aus der Aufgabe. Überlastung und Orientierungsschwierigkeiten sind normal heute. Strukturveränderungen sind an der Tagesordnung und die Menschen fühlen sich nicht mitgenommen. Es braucht dringend gute Führungskräfte die vorangehen und den Weg ausleuchten. Die Mitarbeiter wollen den Sinn hinter dem ganzen Aktionismus in der Unternehmenswelt verstehen. Sie wollen selbst wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Und sie wollen sich als Teil des Unternehmens spüren können, damit die Motivation erhalten bleibt.
Wer wäre dafür besser geeignet als die Hochsensiblen? Ihre Grund-Ausstattung ist quasi die Premium-Version der Fähigkeit menschenorientiert zu Führen. Komplexes Denken und Empathie gibt es hier gratis. Was sie dafür tun müssen? Selbstreflexion und Selbstfürsorge in ihre tägliche Routine einbauen. Damit sie mit der Komplexität unserer Zeit Schritt halten können.
„Im Coaching löste sich mein Entscheidungsdilemma“
Berufliche Entscheidungssuche im Coaching
Ich kam ins Coaching mit dem Ziel meinen Blick zu schärfen. Zwei Optionen, die extrem widersprüchlich waren, plagten mich. Mir war einerseits eine Führungsposition angeboten worden und ich hatte andererseits Aussteigerideen. Das Bild gemeinwohlorientierten Lebens in einer großen Gemeinschaft kam immer wieder hoch. Eine sehnsüchtige Vorstellung von wohlwollendem Umgang miteinander, echtem Miteinander, einer Ausrichtung an Sinnhaftem. Fast utopisch so sozialromantisch fand ich. Aber dieses Bild klopfte regelmäßig bei mir an.
Unausgeglichen oder hochsensibel?
Im Coaching begegnete ich der Kategorie „hochsensibel“. Ein Begriff, der mir bis dato völlig unbekannt war. Er hörte sich im ersten Moment unschön an: nach hyperempfindlich und unfähig. Aber alle Kriterien zur Definition trafen auf mich zu. Und nachdem ich ein Buch dazu gelesen hatte, war für mich absolut eindeutig, dass sowohl ich, als auch mein Mann, und vermutlich auch mein Sohn in die Kategorie der Hochsensiblen gehörten.
Was für eine Erleichterung: Hochsensible sind nicht krank
Diese Erkenntnis war bahnbrechend für mich. Einerseits fühlte ich mich mit vielen meiner Eigenarten nicht mehr alleine. Und das war ein enorm bereicherndes Gefühl. Es gab offenbar auch viele Andere, die noch lange mit den Ereignissen eines Tages zu tun hatten und darum unter Umständen nicht schlafen konnten. Oder die auch gerne mal ganz allein waren. Andererseits fand ich endlich eine Einordnung für manche Erfahrungen in meinem Leben, die mir bisher immer wieder schwergefallen waren. Zum Beispiel, dass ich keinen großen tumultigen Freundeskreis habe, oder manchmal so richtig ätzend werden kann, wenn zu viele Dinge auf einmal los sind. Das alles war in diesem Raster besonderer Veranlagung ganz typisch. Zudem fühlte ich mich geadelt. Denn Hochsensible spielen für die Fortentwicklung der Menschheit eine ganz entscheidende Rolle.
Kein Entscheidungsdilemma mehr
Ich bin im Unternehmen geblieben. Mit Leib und Seele. Ich habe verstanden, dass mir das Wohlwollen und die Förderung Anderer enorm am Herzen liegt. Und dass die Entwicklungshilfe, die ich anderen gebe ungefähr das Sinnhafteste ist, was ich in meinem Leben gerade tun kann. Wenn ich von einem jungen Mitarbeiter ein ehrliches, großes Dankeschön bekomme für die Begleitung, die er durch mich erfahren hat, fühle ich mich bis unter den Scheitel erfüllt und zufrieden. Die Zweifel, die mich ins Coaching geführt haben, haben sich aufgelöst. Ich lebe den Teil der Wertschätzung und des guten Miteinanders jetzt viel bewusster in meiner Rolle im Job. Und gleiche Belastungszustände aus durch sorgsame Pflege meiner tiefsten Wünsche, und einem liebevollen und guten Kontakt zu m einer Familie. Zugegeben: manchmal ist das eine oder andere schon arg auf Kante genäht. Aber die Akzeptanz meiner besonderen Veranlagung als Hochsensible, und die so wichtige sogenannte Selbstfürsorge bringen Vieles immer wieder ins Lot.